Antennentuner

© DC9ZP 2006

 

 

Praxistest Palstar Antennentuner AT1KM

 

Wenn man die Beschaffung eines bestimmten Amateurfunkgerätes plant ist es sinnvoll, im Internet nach Testberichten dieses Gerätes zu suchen. Bei Antennentunern, die überwiegend in den USA hergestellt werden, wird man meist im EHAM.NET[1] fündig. Die dort veröffentlichten "Reviews" stammen von Funkamateuren aus aller Welt und sind sehr aussagekräftig. Wenn man zu euphorische - und zu negative Testberichte außer Acht lässt - zu gute können von gesponsorten Claqueuren und zu schlechte von einer Konkurrenzfirma stammen - dann erhält man einen kaufentscheidenden Eindruck von der Leistungsfähigkeit des jeweiligen Geräts.

Auf diese Weise bin ich bei der Suche nach einem Antennentuner, der von der Leistung her zu der in [2] beschriebenen Endstufe passt, auf den PALSTAR AT1KM gestoßen, der in den Testberichten des EHAM.NET einen positiven Eindruck hinterlässt[5], in den USA 359 Dollar kostet und im Amateurfunkfachhandel bei [6] für 399 Euro zu haben ist.

Bild 1: Prinzipschaltbild T-Match. Quelle: ARRL-Handbook 2005 Chapter 21.13

 

T-Match und Einknopfbedienung

Der Tuner arbeitet nach dem Prinzip des T-Match (Bild 1) und kommt bei der Abstimmung mit nur einem Drehknopf (Bild 2) für die Kapazitätsänderungen aus, weil ein sog. differentieller Drehkondensator verwendet wird. Dahinter verbirgt sich ein Drehko (430pf - 19pf - 430pf) mit zwei Statorpaketen auf einer Achse, die sich gegenüber liegen und einem gemeinsamen Rotor. Eine Kapazitätszunahme für Paket 1 bewirkt also eine gleich große Kapazitätsverringerung für Paket 2 usw. Die Ähnlichkeit mit Split-Stator Drehkondensatoren ist unverkennbar, wenn auch deren Einbindung in konkrete Anwendungen im jeweiligen Schaltbild etwas anders aussieht.

Insgesamt ist diese Einknopfbedienung ein Segen, sie verkürzt den Band - oder Antennenwechsel dramatisch und hält die obligatorische Dokumentation der Einstellungswerte in Grenzen.

Die notwendige Änderung der Induktivität wird auf klassische Weise mit einer Rollspule, montiert auf einem robusten Keramikkörper (Bild 4), bewerkstelligt.

Bild 2. Vorderseite des Tuners, man beachte die Übersichtlichkeit des Geräts und den großen Einstellknopf mit Vernierskala.

 

Leistungsdaten

Der Tuner ist für 1200 Watt PEP zugelassen. Bei dieser Leistung kann man für alle Amateurfunkbänder (160m - 10m) symmetrische oder koaxial gespeiste Antennen sowie Langdrähte mit Impedanzen zwischen 20 Ohm und 1200 Ohm anpassen. Kleinere und größere Impedanzen schafft der Tuner auch noch, man muss dann ggf. aber Abstriche in der Leistung machen. Einzelheiten dazu stehen im Handbuch, das man von der Internetseite[3] von PALSTAR vorab herunterladen kann. Die Spezifikationen findet man bei [4].

 

 

Bild 3: Rückseite des Tuners, an den linken übereinander stehenden Isolatoren kann man die Hühnerleiter einer symmetrisch gepeisten Antenne anschließen, der verbleibende Isolator ist für eine Langdrahtantenne gedacht. Bei Nutzung einer Hühnerleiter muss eine Brücke zum Langdrahtanschluss geschaltet werden, diese liegt dem Tuner bei Lieferung bei.

 

Bei der Betrachtung der Innereien des Tuners (Bild 4) fällt auf, dass andere Firmen mit den gleichen Komponenten bis zu 3 KW Leistung versprechen. Wenn man in [1] die Testberichte dieser Fabrikate liest, kommt man aber schnell zu ernüchternden Erkenntnissen. Leider gibt es keinen Standard für die Leistungsangabe bei Tunern, so dass man Dichtung und Wahrheit anhand von fehlenden Kriterien schwer unterscheiden kann. Insgesamt ist demnach die durch PALSTAR für den AT1KM angegebene Leistung eine seriöse Größe mit dem Hang zum Understatement.

Grundsätzlich kann man jeden Tuner (und die PA) dadurch ruinieren, indem man bei vollem Output der Endstufe langatmig die Einstellung mit dem geringsten SWR sucht. Gegen solche Fehlbedienung helfen Leistungsangaben ohnehin nicht. Also zunächst ohne Endstufe die notwendigen Einstellungen machen und dann auf vollen Output schalten.

 

Bild 4: Das Innenleben des Tuners, auffällig der große Balun 4:1 für den Anschluss von Langdrähten/Hühnerleitern.

 

Der Test an konkreten Antennen

In [7] hatte ich eine sechzehn Meter lange Regenrinnenantenne vorgestellt, sie wurde bisher mit dem Antennenkoppler SG-239 am Fußpunkt der Antenne erfolgreich für alle Kurzwellenbänder mit einem SWR < 1:2 abgestimmt. Nach der Beschaffung einer Endstufe war diese Lösung wegen der Leistungsbeschränkung des Kopplers auf 200 Watt PEP ( 80 Watt CW) aber nicht mehr tragfähig. Mit Herzklopfen habe ich also den PALSTAR Tuner im Shack installiert und war überrascht, dass die Anpassung auf allen Bändern auf Anhieb mit einem SWR von 1:1 gelang. Natürlich ergeben sich Verluste, wenn man die Anpassung am Anfang der Koaxialleitung und nicht am Fußpunkt der Antenne vornimmt, die Leistungsbilanz bei QRO stimmt aber trotzdem.

Zusätzlich konnten mehrere Langdrahtantennen entweder direkt oder über einen UNUN (1:9) erfolgreich angepasst werden, Diese Erfahrungen stimmen überein mit den in [5] veröffentlichten Testberichten, die dem Tuner bescheinigen, dass er auch hoffnungslose Anpassungsfälle löst. Auch der Testbericht über einen rein symmetrischen PALSTAR Tuner in [8] weist darauf hin, dass die Fertigungsqualitäten und Tunerkonzepte von PALSTAR - verglichen mit anderen Fabrikaten - über dem Durchschnitt liegen.

Die gefürchteten Überschläge im Drehkondensator und Verbrennungserscheinungen der Rollspule traten weder in der Versuchsphase noch im laufenden Betrieb auf obwohl mit der in DL höchst zulässigen Leistung ausgiebig getestet wurde. Man kann also dem Tuner die Alltagstauglichkeit bescheinigen.

Mechanik/Messtechnik

Die Einstellungen des Drehkondensators lassen sich über den eingebauten Vernier-Feintrieb exakt und reproduzierbar vornehmen. Die Rollspule lässt sich über Kurbel und Zählwerk (0-369) ohne erkennbares Spiel einstellen, auch hier sind die Werte so reproduzierbar, dass man bei entsprechender Dokumentation der einmal gefundenen Zählerstellung bei Band-/Antennenwechsel ohne erneuten Abstimmvorgang auskommt.

Das beleuchtete Kreuzzeiger-Messinstrument zeigt den Output in zwei Stufen (0-300 Watt und 0-3000 Watt) sowie das SWR an.

Ein Antennenschalter gestattet die Wahl zwischen zwei Koaxialantennen und einer symmetrischen - oder Langdrahtantenne und verfügt über äquivalente Stellungen zum Durchschleifen dieser Antennen. Von Vorteil ist, dass beim Durchschleifen sowohl Output als auch SWR weiter angezeigt werden, ein zusätzliches Messinstrument für Antennenexperimente ist also nicht notwendig.

Fazit

Wer QRO machen will kommt zur Zeit an manuell zu bedienenden Antennentunern (noch) nicht vorbei. Automatiktuner der 1-Kilowatt Klasse kosten ca. 1700 Euro, das Preis-Leistungsverhältnis dieser Geräte ist aus meiner Sicht nicht ausgewogen. Der hier vorgestellte PALSTAR AT1KM hat neben der guten Fertigungsqualität und einem akzeptablen Preis alle Fähigkeiten, die man im Funkbetrieb benötigt.

Spezifikationen:

Erfahrung nach 2 Jahren Betrieb

Als Schwachstelle hat sich der Schalter für die Umschaltung auf die verschiedenen Koax-Anschlüsse herausgestellt. Er brannte bei einem Abstimmungsversuch einer kurzen, sehr niederohmigen Antenne ab. So richtig konnte ich die Ursache bisher nicht nachvollziehen. Ich habe dann den Schalter ganz entfernt und mache die Umschaltung nun mit zwei bistabilen Relais, die einen großen Abstand zwischen den Kontakten haben der für 1500 Volt ausgelegt ist. Die nominelle Leistung der Gruner 703 Relais beträgt 25 A bei 400 Volt.

 

Siehe auch Schaltplan.

 

 

Literatur/Fundstellen

[1] http://www.eham.net/reviews/

[2] Maday, M. DC9ZP, "Praxistest Ameritron Endstufe AL-811HXCE mit 4 Röhren 811A" in FA 8/2005 S.782ff

[3] http://www.palstar.com/manual_at1km.pdf

[4] http://www.palstar.com/at1km.php

[5] http://www.eham.net/reviews/detail/3924

[6] Funktechnik Dathe,Bad Lausick: http://www.funktechnik-dathe.de

[7] Maday, M., DC9ZP, "Tarnen und Täuschen beim Antennenbau" in FA 11/2004

[8] Steyer, M., DK7ZB,"Leckerbissen für Zweidrahtfans: Antennentuner AT1500BAL" in FA 5/2003 Seite 457 ff.

 

Bearbeitungstand dieser Seite : 26.03.08