Eine Dummy Load basteln

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Einen Abschlusswiderstand  für 100 Watt  selbst erstellen

 

Die Amateurfunkverordnung[1] schreibt für Abgleicharbeiten und Messungen an Sendern einen strahlungsfreien Abschlusswiderstand vor. Da diese Vorschrift auch in den Vorgängerverordnungen enthalten war, müsste eigentlich jede Amateurfunkstelle schon damit ausgerüstet sein, es sei denn man verzichtet(e) dauerhaft auf  eben diese Abgleicharbeiten und Messungen; ein Fall der in der Praxis wohl selbst bei „Steckdosen-Funkamateuren“ schwer vorstellbar ist.

Ein Abschlusswiderstand ausreichender Leistung, ist ein typisches Bastelobjekt für Zeiten mit schlechten KW-Bedingungen, kann mit wenigen Mitteln auch an einem verregneten Nachmittag erstellt werden und funktioniert im Gegensatz zu manch aktiver Elektronik sofort und immer und bringt unzweifelhaften Nutzen.

Strahlungfreiheit, ein unsicherer Rechtsbegriff

 Gefordert ist in [1] die Strahlungsfreiheit für den Abschlusswiderstand, definiert in einer physikalischen und damit nachvollziehbaren Größe ist der Begriff jedoch nicht. Das lässt dem Funkamateur viel Raum für Interpretationen. Immerhin, auch ein perfekter Abschluss­wider­stand strahlt, wenn auch erheblich reduziert. Ziel muss es also sein, die Konstruktion auch auf maximale „Strahlungsfreiheit“ anzulegen, sonst stört man ggf. unnötig im Nahfeld.

 

Pflichtenheft

 

·     Der Abschlusswiderstand muss für den Sender eine möglichst reflektionsfreie, resistive Last von 50 Ohm darstellen,

·     er muss die maximale Ausgangsleistung des TX für eine definierte Zeit ohne Selbstzerstörung aushalten und

·     unerwünschte Aussendungen minimieren.

Hier soll eine Dummy Load hergestellt werden, die ohne Kühlung eine Leistung von 100 Watt mindestens für eine Minute

verkraftet und unter 10 Euro kostet.

 

Praktische Umsetzung

Der erforderliche Widerstand von 50 Ohm wird durch das Parallelschalten von 54 Metalloxydwiderständen (Bild 1) der Reihe E12 mit 2.7 KOhm[2] und einer Belastbarkeit von je 2 Watt erzielt. Das ergibt eine rechnerische Belastbarkeit von ca. 100 Watt. Die Leistung darf aber ohne Zwangskühlung durch Lüfter etc. nur für ca. eine Minute anliegen, sonst werden die Widerstände zu heiß. Durch die Zusammenschaltung der Widerstände werden Induktivitäten minimiert, die Last erscheint rein resistiv und das Stehwellenverhältnis im KW-Bereich geht über 1:1.1 nicht hinaus, auf  im 2-m Band ergeben sich 1:1,5.

Bild 1 zeigt den Größenvergleich des Widerstandes mit einem 2 Cent Stück, für eine Belastung von 2 Watt sind die Maße - Länge 12 mm und Durchmesser 3.6 mm - sehr klein geraten und lassen einen kompakten Aufbau zu.

 

Prinzipschaltbild mit Bestückungsplan

 

Bei meinem Musterexemplar ( Bild 2) ergab sich nach dem Zusammenlöten ein Widerstand von 50,8 Ohm, der nach einiger Einbrennzeit auf 49,8  Ohm fiel. Da die Widerstände ( Bezugsquelle [2]) eine Toleranz von 5% aufweisen, ergeben sich Streuungen, die durch späteres Hinzufügen oder Auskneifen einzelner Exemplare aber leicht ausgleichbar sind. Die Anzahl der Widerstände kann man für größere Belastungen erhöhen, für 200 Watt nimmt man also ca. 104 Exemplare a 2 Watt mit  einem Widerstand von 5,2 KOhm.

Die Widerstände werden durch zwei Lochraster Platinen (Streifenlochraster) gesteckt und festgelötet. Der Abstand der beiden Platinen ergibt sich aus der Länge der Widerstände (12 mm). Die Anschlussdrähte werden nach dem Einlöten abgekniffen. Eine SO239 Buchse wird direkt auf die oberste Platine gelötet, der Mittelstift wird mit einem möglichst dicken Draht mit der unteren Platine verbunden. Da die einzelnen Streifen der Platinen untereinander keine Verbindung haben, werden an jeweils mindestens 3 Stellen Brücken mit 1mm Draht schaffen (Bild 2).

 

Bild 1: Größe des verwendeten Metalloxydwiderstandes 2 Watt

 

 

 

Bild 2: Laboraufbau des Abschlusswiderstandes, noch nicht schön, aber sehr wirkungsvoll.

 

Der Aufbau ist natürlich auch zwischen zwei voll verkupferten Leiterplatten oder Blechen denkbar, dann muss man aber 108 Löcher selbst bohren und die Herstellung wird zeitaufwändiger und fummelig.

 Strahlungsreduzierung

 Hat man den Zusammenbau ohne Probleme geschafft, dann kann man sich Gedanken machen, die Abstrahlung des Abschlusswiderstandes zu reduzieren. Dazu bietet sich der Einbau in ein hf-dichtes Metallgehäuse an. Bei der Inspektion der Küche fiel mir eine würfelförmige Teedose (Bild 4) auf, die mit einer Kantenlänge von 9 cm und einer runden Öffnung von 8 cm, die richtigen Maße hatte.

 

Bild 3: Abschlusswiderstand und der graue Graf vertragen sich gut.

 

Der Einbau brachte eine Reduzierung der Abstrahlung um 25 dB, gemessen mit einem Zweitempfänger in ca 10 m Entfernung, und hat sich damit gelohnt. Eine weitere Absenkung der Strahlung um ca. 10 dB ergab sich durch Weglassen des Koaxialkabels zwischen TX und Dummy Load und ersatzweises Einschalten einer Mantelwellensperre aus Ferroxcube Ferritkernen, wie sie bei [3] entweder fertig konfektioniert angeboten werden, oder  durch von dort gelieferte Ringkerne leicht selbst hergestellt werden kann ( Bild 5). Zwanzig Ringkerne vom Typ Ferroxcube CST9.5/5.1/15-3S4 werden auf ein ca 40 cm langes Koaxialkabelstück RG58U geschoben, das Kabel wird mit Steckern/Buchsen versehen, fertig. Die Mantelwellensperren oder auch 1:1 BALUN genannt, machen sich auch bei der Anpassung von endgespeisten Antennen verdient und wurden zuerst von W2DU in[4] beschrieben.

 

Leistungserhöhung

 Um die Leistung und damit die Stehzeit zu erhöhen, kann man den Abschlusswiderstand durch einen Lüfter kühlen. Dazu bietet sich u.a. der Einbau in das Gehäuse eines bis auf den Lüfter ausgeschlachteten  ATX-Netzteils an. 

 

 

Literatur/Fundstellen

[1] Verordnung zum Gesetz über den Amateurfunk, (Amateurfunkverordnung – AFuV)

vom 15. Februar 2005, § 16 Abs. 6

[2] Bezugsquelle: Fa. Reichelt, Sande, Metalloxydwiderstand,

Bestellnummer :„2WMetall 2,7K“, Preis a 9 Cent. (http://www.reichelt.de)

[3] Firma JATAM GbR. 96106 Ebern, Pilsener Weg 10, http://www.jatam.de

[4] ARRL Handbook, Newington CT, Fundort in der aktuellen Ausgabe 2005 : Chapter 21, Seite 21.16

 

 

Bearbeitungstand dieser Seite : 19.04.06