LotW, EQSL, DCL
und EPC-Diplome
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Wir
leben in einer Zeit, wo sich auch im Amateurfunk vieles ändert, sei es durch
technischen Fortschritt, den Zwang Kosten zu sparen oder durch die Optimierung
bestehender Abläufe. Davon ist auch die gute alte QSL-Karte betroffen, zu ihrer
althergebrachten Daseinsform im Postkartenformat sind Alternativen entstanden,
die in Zusammenhang mit der Beantragung von Diplomen hier mit Für und Wider im Vergleich zur Club-gestützten Vermittlung
beleuchtet werden sollen.
Das
Logbook of the World[2] wurde 2003 in das Leben gerufen mit dem Ziel, die
ARRL-Diplomvergabe, speziell DXCC und WAS,
vom physischen Besitz von QSL-Karten und deren Vorlage bei der
Antragstellung zu entkoppeln. Dazu reicht es aus, wenn im LotW die Logbücher
der jeweiligen QSO-Partner gespeichert sind und der elektronische Datenvergleich
eine Übereinstimmung entdeckt. Dafür sind verschiedene Kriterien festgelegt
worden:
·
das Band muss übereinstimmen,
·
die Betriebsart (Mode) muss kongruent sein,
·
das UTC-Datum muss passen,
·
die Uhrzeit (UTC) muss mit +- 30 Minuten zutreffen und
·
natürlich das Rufzeichen.
Bei Satellitenverbindungen kommt noch der Name des Satelliten dazu, er muss bei beiden Stationen gleich sein.
Alles
andere wie Rapport etc, ist bedeutungslos, damit werden im LotW auch
Logbuch-Datensätze akzeptiert, die keinen Rapport aufweisen. Man kann sich
damit zumindest für das DXCC und das WAS diese Arbeit beim Loggen ersparen. Für
viele ältere Funkamateure ist dies sicher ein Sakrileg, galt doch der Rapport
jahrzehntelang als heilige Kuh und es gab mal für einige Diplome die
Bestimmung, dass
der Rapport mindestens S1 betragen muss. Wie dem auch sei, der Rapport ist beim
Standard QSO ohnehin meist immer 59(9).
Diese,
auf den ersten Blick einfache Art das DXCC zu beantragen hat aber ihre Tücken,
sie steht und fällt natürlich damit, ob die jeweiligen QSO-Partner ihr Logbuch
auch im LotW zur Verfügung stellen. Daran hapert es jetzt immer noch, was
angesichts der Statistik nicht verwundert: Mit Stichtag 14.10.08
waren 34000 verschiedene Calls geloggt, die insgesamt aber nur ca. 2 %
der Gesamtzahl der Amateurfunkstationen ausmachen. Immerhin haben diese ca. 185
Mio QSO hochgeladen. Eine Massenbewegung ist das LotW daher trotzdem (noch)
nicht.
Ich
habe bis dato
67000 QSO hochgeladen, davon haben nur ca. 22000 ihren Partner gefunden. Von den ca. 250 bei
mir schon mit QSL-Karten bestätigten DXCC-Ländern tauchten 210 im LotW auf.
Das Konto wächst zwar kontinuierlich auf, Geduld ist aber angesagt.
Bei
der Analyse wer im LotW noch nicht anwesend ist,
stellte ich fest,
dass viele der DX-Expeditionen der letzten Jahre fehlen, wie bereits in
[1] zutreffend festgestellt, will man wohl erst QSL-Direktversand abwarten bevor
man die Logbücher LotW zur Verfügung stellt. Ob sie dann nach dieser
Schamfrist tatsächlich auch kommen, ist aber nicht sicher, denn für
DX-Expeditionen hat das LotW natürlich nicht den gleichen Reiz wie für den
DX-Jäger. Es fehlen aber noch andere. So ist Europa mit einigen seiner raren Ländern
insgesamt noch nicht besonders gut vertreten.
Aus Asien sind meist nur UA9- und JA Stationen im Log, Afrika hält sich
ebenfalls bedeckt, Ozeanien wird überwiegend durch ZL und VK repräsentiert.
Die Mehrzahl der Südamerikaner scheinen das LotW noch nicht zu mögen.
Man
muss als LotW-Enthusiast also beim QSO-Fahren nicht nur auf das Land achten,
sondern auch darauf, ob der potentielle QSO-Partner im Weltlog ist. Bevor man
also stundenlang im Pile UP auf ein QSO mit einer DX-Station wartet und sich die
Stimmung ruiniert, sollte man im LotW das Rufzeichen eingeben, man erhält dann
eine Information ob die Station akkreditiert oder nicht.
Dann kann man immer noch entscheiden, ob man beim Kampf der Titanen der
Sendeleistung weiter mitmacht.
Ein
gewisser Frustfaktor ist beim LotW also einzukalkulieren, abgesehen davon, dass
man sich in Geduld üben muss. Das Aufwachsen des DXCC/WAS Kontos dauert seine
Zeit. Insgesamt erscheint bei guten Ansätzen, der papierlose Antrag von DXCC
und WAS noch nicht so vollkommen zu sein wie die ARRL sich das gewünscht hat.
Bild 1, das RTTY-DXCC nur über LotW beantragt. Laufzeit ca. 6 Monate ab Antragstellung.
Während
das LotW QSL-Karten überhaupt nicht mehr braucht, geht eQSL[3] einen anderen
Weg und ersetzt die Papierkarte
durch ein elektronisches Modell, das mit durchschnittlich 50 KByte auf
der Festplatte wenig Platz beansprucht. Die QSL-Vermittlung ist im Prinzip kostenlos, wer etwas besseres als die
Standard-Karte versenden will muss aber zumindest ca.1-30 Dollar pro Jahr
spenden, was aber dem Aufwand angemessen ist. Wer ganz auf Papier-QSL verzichten
kann, weil er im LotW ist oder keine Diplome beantragt, keinem Club angehört
und/oder auch selbst keine Karten drucken lassen will kommt mit eQSL gut
zurecht.
Weil
eQSL-Karten bisher als Antragsunterlage für Diplome durch die Mehrzahl der
Amateurfunkclubs nicht anerkannt sind, gibt eQSL selbst kostenlose Diplome heraus, die zwar
grafisch einfach gehalten sind
sich aber sonst an großen Vorbildern orientieren. Das eDXCC wird für
100 bestätigte Länder verliehen und das eWAS für alle 50 Staaten der USA. Für
den Einsteiger gibt es das eDX, für das man mindestens 25 Länder arbeiten
muss. Die eQSL Version des CQ-Diploms ist das eZ40. Die Diplomkonten werden
automatisch geführt, wer die Bedingungen erfüllt hat, erhält einen
freigeschalteten Knopf zur Beantragung. Das Diplom besteht dann aus einer
Grafikdatei, die man über einen Drucker ausdrucken kann, wenn es sein muss auch
mehrfach.
Die
Anmeldung bei eQSL geschieht durch Registrierung der persönlichen Daten und
durch Wahl eines Passwortes. Als Nutzerkennung dient immer das eigene
Rufzeichen. Man kann auch eine fiktive Adresse eintragen oder einen Club Namen.
Wer allerdings eQSL Diplome haben will muss eine Authentifizierung seiner Daten
vornehmen, was
durch Hochladen eines Scans der Amateurfunklizenz schnell erledigt ist.
Auch für die Diplombeantragung werden nur QSOs von Stationen berücksichtigt,
die sich authentifiziert haben. Dadurch entsteht ein gewisser Zwang zur
Datenwahrheit, im Gegensatz zu LotW ist es bei eQSL aber nicht obligatorisch, so
dass man mit „schwarzen Schafen“ rechnen muss.
Seine
eigene QSL-Karte kann man nach der Anmeldung entweder unter Standardtypen auswählen,
spendenfreudige OM können eine individuell gestaltete selbst hochladen.
Das
Arbeitsprinzip von eQSL ist einfach. Man kann analog zu LotW sein gesamtes
Logbuch im ADIF-Format hochladen, jedes Rufzeichen im Log erhält dann
automatisch eine QSL-Karte unabhängig davon, ob die Station in eQSL akkreditiert oder
nicht. Wer
sich also in eQSL anmeldet wird feststellen, dass schon eine Reihe von Karten
auf ihn wartet. Wer eine QSL erhält, kann prüfen, ob das QSO in seinem Log
ist, muss aber nicht. Er kann sie bestätigen, dann geht seine eigene an die
Station ab. Unstimmige Verbindungen kann man zurückweisen, wobei eine eMail mit
Standardfloskel als Begründung versendet wird. Zurückgewiesene QSOs kann und
sollte man löschen, weil sie, da nur von einer Seite anerkannt, keinen Sinn
machen.
Die
meisten Logging-Programme so z.B. MixW2, ermöglichen einen eQSL-Versand aus dem
laufenden QSO heraus, die QSO-Datensätze werden dann dem hochgeladenen Logbuch
angehängt und der Versand der QSL tritt noch während des QSOs ein. Von dieser
Möglichkeit machen immer mehr Stationen Gebrauch, so z.B. bei Contesten. Hier
ist aufgrund der Menge von gearbeiteten Stationen ein Papier QSL-Versand ohnehin
nicht in allen Fällen sinnvoll, zumal man meist immer die gleichen Stationen
antrifft. In vielen Fällen findet man aber auf der eQSL den Hinweis, dass bei
Erstverbindungen auch noch eine Papier QSL verschickt wird. Sie hat also auch
bei eQSL nicht ganz ausgedient.
Insgesamt kann ich beim elektronischen Versand von QSL-Karten im Gegensatz zu vielen anderen OM, die darüber die Nase rümpfen, keine Anrüchigkeit feststellen. Die QSL-Daten sind relativ sicher ähnlich wie bei LotW und können nicht gefälscht werden. Dagegen sind bei Papier-QSL und dem Logbuch einer Station "Korrekturen" zum Vorteil des Diplom-Antragstellers möglich.
Wenn man eQSL als Option nutzt und zusätzlich nur an den eine Papierkarte sendet, der eine haben will und dies durch Eintreffen seiner Karte glaubhaft dokumentiert, dann ist eQSL eine Bereicherung für jeden Funkamateur und man darf trotzdem noch QSL-Karten über den Club beziehen. Durch die Schnittstelle zum DCL ist eQSL außerdem "hoffähig" geworden.
Bild 2, das mit dem DXCC vergleichbare
kostenlose Diplom von eQSL, es kommt als *.GIF Datei, ist aber grafisch
recht anspruchslos.
Über
Global QSL[7] wurde im Heft 9/2008 der CQ-DL ein ausführlicher Artikel
geschrieben, ich gehe daher hier auf Details nicht mehr ein. Global QSL verfügt
nicht über eigene Vertriebswege, sondern nutzt nach dem Druck der QSL-Karten die
Organisation der QSL-Büros der
jeweiligen Länder. Die Zeitdauer bis zum Eintreffen einer QSL-Karte ist
daher nicht wesentlich kürzer als beim normalen Versand. Die Kosten für ca.
1000 QSL-Karten belaufen sich auf ca. 75 EURO. Die Qualität der beidseitig
bedruckten Karten ist
hervorragend.
Wichtige Erkenntnis: Bei Global QSL muss man nur dann einem Club angehören wenn man QSL erhalten will, verschicken kann man Karten durch Hochladen seiner Logbuchdatei auch ohne Clubbindung.
Bild 3, Vorder- und Rückseite einer Global QSL
Die meisten Club-Offiziellen sind sich darüber einig, dass sich viele Mitglieder nur im Club halten lassen, weil es eine leistungsfähige QSL-Kartenvermittlung gibt, deren Kosten mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten sind und die bei Insidern als die Beste der Welt zählt.
Auf
absehbare Zeit besteht wohl noch kein Grund zur Sorge, wenn auch Erhöhungen von
Mitgliedsbeiträgen in dieser Hinsicht immer kritisch sind und viele Mitglieder
veranlassen über grundsätzliche Strukturen nachzudenken. So läuft die
QSL-Verteilung ab wie seit den Anfängen des DARC. Der Versand erfolgt nur an
die Ortsverbände, dort wird weiter verteilt.
Wer
also QSL-Karten haben will, muss sich physisch an den OV-Abenden beteiligen, in
vielen Fällen ist das aber nicht möglich, gerade in ländlichen Gebieten sind
die Wege weit und im Winter zum Teil nicht ohne Risiko befahrbar. Abgesehen von
Dauerkrankheit und sonstigen Hindernissen gibt es auch vielfach
zwischenmenschliche Probleme und sei es nur weil einem der OVV nicht gefällt
oder man im Streit mit anderen liegt, denen man nicht begegnen will.
Fazit:
Funkamateure,
die nicht zu den Clubabenden kommen wollen oder können, werden durch die Art
der QSL-Vermittlung quasi zum Austritt aus dem Verein gedrängt, weil sie an
Ihre Karten nicht herankommen und der OV eine individuelle Verteilung nicht
leisten kann.
Hier
ließe sich durch flexiblere Verteilung einiges ändern. Der individuelle
Versand von QSL-Karten muss ja nicht kostenlos sein, er sollte aber ermöglicht
werden. Warum kann ein dauerhaft Verhinderter nicht ein QSL-Konto beim DARC
einrichten bei dem er Portokosten einzahlt oder sie von seinem Konto abbuchen
lassen. Er käme somit an seine Karten, die Kosten trägt er selbst und er
bleibt im Verein. Denkbar wäre ein faires Gebührensystem für den
individuellen Versand, das auch das Entgelt von Personalkosten einschließen
kann.
Es
ist auch kein Argument, dass darunter der Zusammenhalt im OV leidet. Da man es
nie ausprobiert hat, gibt es darüber keine Daten. Wer kommen kann und will,
wird das auch weiter tun, wer nicht kommen will, den kann man zumindest im
Verein
halten.
QSL-Prophetie
ist nicht mein Geschäft. Es ist aber anzunehmen, dass auch andere
Amateurfunkverbände auf die Idee kommen, sich an LotW zu beteiligen um ihr
Diplomprogramm anders zu verleihen. So sollte das begehrte RSGB-IOTA Diplom in
Zukunft auch über LotW laufen, bei der Realisierung gibt es aber wohl noch
Schwierigkeiten.
Im
DARC gab
es seit einigen Jahren die Möglichkeit die DX-Diplome und das DLD über das DCL
(DARC Contest LOG)[4] zu beantragen aber nur dann, wenn man selbst Teilnehmer an
den einschlägigen WAE/WAG-Contesten war und sein Logbuch eingeschickt hat.
Dabei ist die Schwierigkeit zu überwinden, dass man als DL-Station nur beim WAE
Contest RTTY[5]
oder beim WAG[6] europäische Stationen arbeiten darf.
Das DCL nutzte bisher beim WAE also überwiegend DX-Stationen.
Die Sensation ist perfekt !
Wer
Contestmuffel ist und
das WAE/DLD, und z.B. DX-Diplome der DIG arbeiten will, kann seit
Anfang Februar 2010 auch seine eQSLs nutzen. Es besteht durch den Nutzer die Möglichkeit aus dem
Bestand von eQSL die dort bestätigten Verbindungen in das DCL zu übertragen. Das
ist ein großer Fortschritt und ein guter Service des DARC. Immerhin erkennt man
dadurch offiziell an, dass die in eQSL gespeicherten Daten
vertrauenswürdig sind, damit dürfte sich auch das "Naserümpfen"
einiger Funkamateure erledigen, die immer noch an alten Zöpfen kleben und
die subjektiv ein Amateurfunkdiplom den Status eines Universitätsdiploms
verleihen. Erst jetzt kommt mit der Änderung beim DCL so richtig Freude auf.
Die Diplome des DARC liegen nach Drücken des entsprechenden Fertig-Knopfes im
DCL und nach Zahlung der Gebühr meist innerhalb von 14 Tagen beim Antragsteller vor. Der Anfang ist
gemacht, das DCL hat ein gewaltiges Entwicklungspotential und ist flexibler als
das LotW.
Seit Ende 2010 ist es auch möglich, sich Daten aus dem LotW in das DCL herunterzuladen und seinen Datenbestand zu komplettieren. Dadurch erreichte meine Bestätigungsquote für Funkverbindungen ohne die vorhandenen Karten zu berücksichtigen, ca. 70%. Mehr kann man nicht erwarten.
Bild
4, das WAE-RTTY allerdings noch per Liste und QSL-Karten beantragt.
Der
„Europäische PSK Club"
(EPC)[8] gibt schöne und zudem kostenlose Diplome heraus, die ohne Vorlage von QSL-Karten
als Datei ( *.pdf oder *.jpg ) innerhalb weniger Tage nach Antragstellung per
Email versandt werden. Voraussetzung dazu ist eine Mitgliedschaft im EPC, die
ebenfalls kostenlos ist.
Bild 5, das dem DXCC vergleichbare Diplom der EPC für 100 Länder, gearbeitet in PSK. Es kommt als PDF-Datei oder im JPG Format und ist kostenlos. Insgesamt können ca. 300 Diplome auf diese Art beantragt werden.
Viel
Erfolg beim Sammeln von Diplomen ohne QSL-Karten.
Literatur
[1]Barthels,
E. DM3ML „LotW in der Praxis“, in FA Heft 11/2004 S. 1109 ,f
[4][5][6]
DARC Contest Log
und Diplome über: http://www.dxhf.darc.de
Bearbeitungsstand dieser Seite : 07.08.11