Astrotechnik
Montierungen und Anderes (im Aufbau)
Stabilität der Lidl-Montierung oder: Was sind Lagertoleranzen?
Video von der Lidl-Montierung (DivX mpeg4)
Einfach nur ansehen und wundern ...
Vixen Super Polaris (DX) Montierung: Wartung und Verbesserung (Umbau)
Bei der SP-DX bestehen unter anderem folgende Probleme: Die Montierung ist sehr alt, daher wird das Fett hart.
Die Montierung lässt sich bei Minusgraden nicht mehr leicht drehen. Außerdem kann mit der Zeit Wasser eindringen und
den inneren Teil des Lagers verrosten lassen. Aber auch die durch die Polsucherabdeckung zugänglichen Teile waren bei
meiner gebrauchten Montierung schon mit reichlich Oberflächenrost gesegnet.
Besonders nervig ist der Stundenkreis: Hier muss man sich im Winter schon richtig mit den Fingern festbeißen und kräftig
und geduldig drehen, damit er sich bei Kälte verstellt. Eigentlich wäre eine Rutschkupplung aus Stoff besser gewesen.
Wer nun aber denkt, dass sich, was sich so schwer drehen lässt, wenigstens nicht verstellt, wird eines Besseren belehrt,
wenn er nun zum Zielobjekt schwenkt. Der Ring rutscht nämlich langsam nach unten, bleibt dann am unteren Teil der
Montierung hängen und verstellt sich langsam während der Drehung.
Abhilfe: Man müsste den Rost entfernen, wo es nötig ist, die Lager neu fetten und dafür sorgen, dass der Teilkreis der
Rektaszension eine gleichmäßige Reibung unabhängig von der Geschwindigkeit erfährt. Ein Stoffuntergrund anstelle der
gefetteten Metallunterlage wäre hier zielführend. Ich bin dann aber doch einen anderen Weg gegangen und drücke ein
kleines Kuststoffteil mit Hilfe einer Schraube gegen den Untergrund. Die Schraube ist verstellbar, dadurch lässt sich die
Reibung regulieren, der Ring fällt nicht mehr nach unten und nach Entfernung des zähen Klebefetts lässt sich der Ring
auch leichter verstellen. Dabei hilft auch die etwas überstehende Schraube, an der man den Ring auch mit Handschuhen
gut greifen und verstellen kann.
Hier zwei Bilder vom RA-Teilkreis mit der neuen Schraube:
Um etwas am Ring zu ändern, empfiehlt es sich, diesen auszubauen. Dazu muss man die Montierung zumindest in einer
Achse zerlegen. Wenn man das schon tut, empfiehlt es sich, das Fett auch gleich zu ersetzen, sofern es schon einige
Jahre alt ist.
Wichtig:
Vor
irgendwelchen Bastelarbeiten zuerst
die Motoren, die Kupplung und die Schnecken beide
entfernen!
Natürlich auch alle unnötigen Teile wie Teleskop, Steuerung, Gewicht, Gewichtsstange, Montierungskopf
(Das Teil oben mit den 4 Schrauben) usw. Danach kann mit der Demontierung begonnen werden, die ich nur grob
beschreiben werde. Daher bitte im Internet noch eine zweite Anleitung suchen. Wer es sich zutraut, schafft es vielleicht
auch ganz ohne Anleitung, aber ich stellte Fest, dass es schon den ein oder anderen Fallstrick für mechanisch ungeübte gibt.
So bereitete mir das Zusammenfügen der Passung einen Schreck, als diese verkantete. Tipp: Falls das passiert, hilft
Gegendrücken gar nichts: Irgendwann löst es sich und donnert jeweils doppelt so stark in die andere Richtung, wo es
wiederum entsprechend doppelt so fest sitzt. Hier hilft Gegenklopfen mit einem Stück Holz oder Kunststoff.
Nun kann auch die obere Hälfte der Montierung (DEC-Achse) selbst abgenommen werden. Dazu kann man den
Oberen Teil am eckigen Klotz einfach an der mit Pfeilen markierten Stelle (siehe vergrößerte Seitenansicht) abheben,
nachdem man die Schrauben oberhalb entfernt hat, siehe rechtes Bild. Die Gewichtsstange und die Teleskophalterung,
die in der Seitenansicht hier zu sehen sind, sollten schon entfernt worden sein. Nachdem man die 4 Schrauben im
rechten Bild entfernt hat (vorsicht, alles gut festhalten), kann man den Teil oberhalb der Pfeile einfach abheben.
SP-DX von der Seite gesehen.
SP-DX von oben
Nachdem nun also alle äußeren und oberen Aufbauten entfernt sind, muss der Polsucher entfernt werden. Darunter findet
sich dann ein Aluminiumring mit zwei gegenüberliegenden Löchern. Diese sind für ein entsprechendes Drehwerkzeug mit
zwei Stiften vorgesehen, mit dem der Ring dann abgeschraubt werden kann. Man kann auch zwei runde Metallstäbe mit
einer Zange halten und dann drehen. Wenn sich der Ring aufgrund eines zerstörten Gewindes festgefressen hat
(war bei mir der Fall), sollte man rechtzeitig zum richtigen Werkzeug greifen, bevor man die Haltelöcher zerstört.
Hier ein Bild mit Polsucher und eines mit abgeschraubtem Polsucher.
Der Ring im rechten Bild muss nun abgeschraubt werden.
Vorsicht Falle: Bevor man den Ring abschrauben kann, muss die seitliche Fixierungsschraube,
die den Ring festhält, gelockert werden. Sonst lässt er sich nicht drehen und das Gewinde wird zerstört.
Das Zugangsloch zur Madenschraube, die den Ring fixiert, ist unten im rechten Bild zu erkennen.
Nachdem der Ring entfernt ist, lässt sich die Achse vorsichtig herausziehen. Es ist dringend darauf zu achten,
dass alle Kunststoffringe und sonstige Teile an ihrem Platz bleiben. Am Besten in jeder Stufe der Bastelei
ein Bild machen, damit man im Fall der Fälle noch eine Chance hat, zu erkennen, was wohin gehört.
Besonders wichtig ist, dass die Kunststoffringe nicht vertauscht werden, weil sonst die ganze Passung
nicht mehr stimmen könnte. Leider hatte ich, als ich die Montierung zerlegte, noch keine digitale
Kamera und habe im gröbsten Chaos nur für mich als Orientierungshilfe ein paar Bildchen mit einem
alten Handy geknipst.
Auf den nächsten beiden Bildern sieht man im Vordergrund den unteren Teil des RA-Lagers und im Hintergrund den
Klotz mit dem inneren Teil des Lagers und den Teilkreis, der nun einfach entfernt werden kann. Solange das
zusammen gebaut bleibt, hantiert es sich entspannt. Nach dem abnehmen des Teilkreises (der schwarze Ring unten)
kann man in diesen ein Loch bohren, ein Gewinde schneiden und eine kurze Schraube hinein schrauben, die später
ein Kunststoffteil gegen das Metall drückt. Hinten im rechten Bild sieht man den Klotz mit abgenommenem Teilkreis.
Das innere Kupferlager ist noch nicht abgenommen und oben erkennt man andeutungsweise Kunststoff-Distanzringe.
Zum Schmieren müsste das aber alles zerlegt werden und dann wird es beim Zusammenbau eventuell. lustig.
Auf dem rechten unteren Bild sieht man die demontierte Messingpassung und auf dem Bild darüber den inneren Teil.
Hier noch die Lager der DEC-Achse:
Demontierte RA-Messingpassung
Als Schmiermittel habe ich übrigens Molykote BR2 Plus verwendet, weil das einen sehr weiten Temperaturbereich hat
und Wasser gut abwehren soll. Ich habe damit innen auch alle Stahl-Teile gefettet, die nicht zum Lager gehören und
auch später nicht grundiert wurden, damit die Rosterei gestoppt wird. Den Rost habe ich zuvor ein wenig mit Oxidlöser
behandelt. Der Nachteil von BR2plus ist: Das Zeug hat sehr unangenehme Eigenschaften, wenn es mit empfindlicher Haut,
Schleimhäuten etc in Berührung kommt, oder wenn eine vergütete Optik damit in Berührung kommt. Die Vergütung ist
rasch hinüber, also sollte das tunlichst vermieden und die Montierung nach dem Zusammenbau außen gut geputzt werden.
Dass während der Bastelei nicht gegessen oder ins Gesicht gelangt wird und danach gleich gründliches Händewaschen
angesagt ist, sollte selbstverständlich sein.
Abschließend möchte ich daran erinnern, dass eine Montierung eine sehr präzise und empfindliche Mechanik ist,
an die man nur mit Geduld, Übung und Fingerspitzengefühl heran gehen sollte, nachdem man zumindest an einer
Billigmontierung schon einmal geübt hat. Ich übernehme keinerlei Verantwortung für Basteleien und deren Folgen.
Suchtipp, um mit Google weitere Anleitungen zu finden: "vixen sp montierung fett"
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